Sonntag, 18. Mai 2008

Manga Talente 2008


Beim Manga Talente Wettbewerb 2008 war das vorgegebene Thema Fantasy, wobei sich die Autoren erstaunlich oft vor einem klassischen Fantasy Setting gedrückt haben. Hier ein Überblick über die Gewinnerbeiträge der beiden Story-Kategorien:


Geschichte zum Thema Fantasy, 8 Seiten, bis 14 Jahre

Platz 5: Amulett von Thi Trieu Minh Ho

Der Zeichenstil sieht aus wie Arina Tanemura. Die acht Seiten waren offensichtlich knapp für die Geschichte eines Mädchens, das seine Sandkastenliebe nur durch Zufall und mit Hilfe eines Amuletts wiedertrifft, denn das Paneling ist ziemlich gedrängt. Nicht besonders originell, dafür professionell bis auf das unsaubere Lettering.

Platz 4: Rising Tears von Fenja Ickert

In diese träumerisch erzählten Geschichte entdeckt die Protagonistin den Wert ihres Lebens in einer Fantasiewelt. Ebenso träumerisch sind auch die fantastischen Zeichnungen.

Platz 3: Beast von Karin Morassi

Kite haut aus dem Waisenhaus ab, in dem er mit seinem Bruder lebt und verläuft sich im Wald, wo er auf ein Drachenbaby trifft. Beast ist im Grunde nur eine Art Einleitung, es gibt keinen echten Schluss. Gezeichnet ist die Geschichte mit viel freien Flächen, aber auch einigen netten Hintergründen.

Platz 2: Green Leaf von Julia Krebs

Der Fantasy Zeichenstil von Julia Krebs ist einfach fantastisch. Mit Schraffuren statt Rastern und vielen Details setzt sie ihre Figuren in Szene. Die sprunghafte Geschichte kann da nicht mithalten, selbst wenn man berücksichtigt, dass beim Abdruck offensichtlich zwei Seiten vertauscht wurden.

Platz 1: Laternen von Jana Henck

Das Mädchen Seyra trifft einen Laternenwächter, ein kleines Wesen, das alte Laternen anzündet, wenn ein Mensch vorbeikommt. Eine einfache Geschichte, ebensoeinfach gezeichnet, aber flüssig gepanelt.


Geschichte zum Thema Fantasy, 16 Seiten, ab 15 Jahre


Platz 5: Reality is just another illusion von Hanna Wenzel

Der filigrane Zeichenstil wirkt manchmal etwas kantig, aber die Charaktere sind wunderschön, und die Emotionen differenziert. Die poetische Geschichte handelt von einem Mädchen, das aus einem Spiegel kommt, um einem Jungen dazu zu bringen, das Leben mögen zu lernen.

Platz 4: Home von Desirée Kunstmann und Kerstin Jena

Der Protagonist, ein Elf, hat ein Problem: Eine Menschenfrau hat ihn berührt, und deshalb darf er nicht mehr in sein Dorf zurück. Er zieht kurzerhand bei der Frau ein, die ihn angefasst hat. Eine nette und witzige Geschichte, einfach aber niedlich gezeichnet.

Platz 3: One little wish von Sandra Schättler

In diesem Shonen Manga befreit Chris einen Geist aus seiner Wunderlampe, was drei eher exotische Wünsche zur Folge hat... Die Geschichte ist witzig erzählt und schick gezeichnet, Hintergründe und Details stimmen einfach, wobei Paneling und Proportionen noch etwas Verbesserungspotenzial beinhalten.

Platz 2: Das Auge der Macht von Michaela Quedzuweit

Michaela Quedzuweit hat schon beim Wettbewerb 2007 die Coverillustration beigesteuert und außerdem Geschichten im Manga Mixx #2 und aktuell in der ersten Ausgabe von GreenT veröffentlicht. Entsprechend professionell ist ihre Geschichte gezeichnet und erzählt. Die Geschichte des jungen Shirato, der in einer bedrohlichen Begegnung mit einem Dämon plötzlich versteckte Fähigkeiten in sich entdeckt, ist zwar nicht originell, aber gut ausgeführt, und die detaillierten Figuren lenken meist erfolgreich vom häufigen Fehlen der Hintergründe ab. Michaela Quedzuweit hat außerdem den Daisuki Sonderpreis, die Veröffentlichung einer Geschichte in der Daisuki, gewonnen.

Platz 1: Believe! A Fantasy Story von Freya Hutter

Freya Hutter zeichnet ohne Raster, dafür mit einem ausgereiften und eigenen Stil. Nicht nur die Zeichnungen stimmen, auch die Geschichte, die von zwei Geschwistern handelt, die ihre kranke Mutter mit einem Elixier retten wollen, aber von der Kirche, die das Elixier besitzt, daran gehindert werden, nutzt die 16 Seiten gut für eine wenig originelle aber unterhaltsame Geschichte.


Ich habe zum ersten Mal den Eindruck, dass die Qualität der Beiträge im Vergleich zu den Vorjahren etwas gesunken ist. Die Veröffentlichung ist dieses mal etwas unglücklich. Die Beiträge gibt es das erste Mal als Daisuki Special. Das ist insofern erfreulich, dass das Format dadurch etwas größer ist, und da jeder Daisuki-Abonnent eine Ausgabe erhalten hat, ist wohl auch die Reichweite größer als bisher. Leider gibt es den Band allerdings nicht mehr über den regulären Comichandel, sondern eben nur im Daisuki Abo oder direkt auf der Leipziger Buchmesse nach der Preisverleihung. Außerdem sind keine Farbseiten mehr enthalten, was besonders für die Gewinner in den Einzelbild-Kategorien sehr schade ist.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das "Manga-Talente" jetzt als "Daisuki Spezial" erscheint, heisst das, dass man als männlicher Zeichner überhaupt keine Chance mehr hat??

Ortwin hat gesagt…

Ich glaube nicht, dass da ein Zusammenhang besteht. Männliche Zeichner sind schon immer extrem wenig vertreten gewesen, und daraus folgt wohl das Branding als Daisuki Special, aber ich denke nicht, dass man daraus schließen kann, dass Shoujo Mangas unbedingt bessere Chancen haben.

Ortwin hat gesagt…

Naja gut, der Daisuki Sonderpreis ist für einen Shounen Manga vielleicht nicht zu gewinnen...