Zeichnet Tinet Elmgren überhaupt Manga? Als ich die Hefte am lokalen Comic-Stammtisch herumgereicht habe, kam diese Frage auf. Die Autorin selbst nennt ihre Comics einfach Comics, und wenn diese auch zweifellos von Manga beeinflusst sind, so sprechen das relativ klassische Paneling und die dicken Nasen gegen diese Einordnung. Nächste Frage, sind das überhaupt deutsche Comics? Tinet Elmgren spricht viele Sprachen und hat viele Umzüge hinter sich, scheint zur Zeit aber gerade in Deutschland zu leben, wo wohl zummindest einige Kapitel von Eva entstanden sind. Ist das alles überhaupt wichtig? Eigentlich nicht. Jedenfalls habe ich die Hefte auf dem Doujinshi-Markt auf der Leipziger Buchmesse erstanden. Es spricht also nichts dagegen, sie hier zu besprechen.
Die Kompassrose
Ein Seefahrer lässt sich ein Kompassrose-Tattoo stechen, das für Orientierung in seinem Leben sorgen soll. Und siehe da, die Sache zeigt sofort Wirkung: Er lernt eine schöne Schwertschluckerin kennen. Die Geschichte ist auf schickem grauen Recyclingpapier gedruckt und mit liebevollen Details in Szene gesetzt. Für 8 Seiten ist es eine nette Kurzgeschichte.
Eva
Der Band enthält vier Geschichten aus dem Leben der Prostituierten Eva. Dabei geht es weniger um Sex als vielmehr um blutige Action. Die Geschichten sind spannend, bieten aber auch einen Einblick in das Bordellleben und porträtieren interessante Charaktere. Der Umfang ist mit 80 Seiten beeindruckend, und eigentlich zu viel für klammergeheftete Kopien. Trotzdem bleibt man mit dem Wunsch nach noch mehr Erzählungen aus Evas Leben zurück.
Eva: Flashback! Briefträger Blues
Diese 24 seitige Erzählung erfüllt diesen Wunsch. Das Prequel erzählt, wie Eva einst den Briefträger Ting Yay kennenlernte. Hoffentlich folgen noch mehr Fortsetzungen wie diese, denn Powerfrau Eva ist eine starke Heldin in einer rauhen Umgebung, und sowas gibt es leider viel zu selten.
Tinet Elmgren ist eine hervorragende Erzählerin, der originellere Geschichten als Fantasy und High-School-Liebe einfallen. Es bleibt zu wünschen, dass ein Verlag dies erkennt und ihre Comics als fest gebundene Bände in die Läden bringt. Auf ihrer Website kann man einige der Geschichten probelesen, und, wenn man des Englischen oder anderer Sprachen mächtig ist, noch mehr interessante Geschichten entdecken.
Hier gibt es die drei auf deutsch erschienenen Hefte zu bestellen.
Montag, 12. Mai 2008
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1 Kommentar:
Vielen Dank für die Kritik. ^_^
Tja, da ich von sowohl japanischen als auch europäischen (und auch manchen nordamerikanischen) Comics beeinflusst bin, weiß ich nicht, ob "Manga" das richtige Label für meine Comics ist. Es kommt auch darauf an, was für Referenzrahmen der Leser hat ...
Normalerweise sind es entweder Leute, die Manga-Fans sind und meine Comics mögen, oder aber Leute, die aus irgendeinem Grund "Mangas" hassen und meine Comics auch nicht mögen, die sie als "Manga" bezeichnen. :oD
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