Samstag, 3. Mai 2008

Illustration von Olivia Vieweg

Seit ein paar Tagen könnt ihr rechts eine Illustration bewundern, die eine Art Logo oder Maskottchen für dieses Blog sein soll. Gezeichnet hat sie Olivia Vieweg, deren niedlichen Zeichenstil ich einfach großartig finde. Hier eine größere Version, leider mit ausgefranstem Jpeg-Rot:

Wenn ihr das Bild in voller Schönheit sehen wollt, müsst ihr zum Comic Salon in Erlangen kommen, denn dafür werde ich mir ein T-Shirt damit drucken lassen, an dem ihr mich erkennen könnt.

Donnerstag, 1. Mai 2008

Nächste Turm-Anthologie: Ballroom Blitz


Pünktlich zum Comic Salon in Erlangen (22.-25. Mai) soll sie erscheinen, die nächste Germanga Anthologie des Verlags Schwarzer Turm. Der Band trägt den Namen Ballroom Blitz und es geht um Rockmusik. Organisiert wird das ganze von Carolin Walch, die mit ihren Schwestern die witzige Paper Theatre Serie Magic Mütze kreiert hat. In Erlangen wird es eine Ausstellung mit Originalseiten aus dem Band zu sehen geben, und er wird in einer auf 300 Stück limitierten Auflage zunächst nur dort erhältlich sein. Wenn Exemplare übrig bleiben, wird es diese nachher im Freibeutershop zu kaufen geben.

Die Liste der teilnehmenden Künstler:
Nadia Enis
Jean Beißel
Dana Le Kim
Julian Czerwinka
Maximilian Scheer
Maike Plenzke
Romina Walch
Carolin Walch
Als besonderer Gast wird auch Mawil einen Beitrag beisteuern.

Auch Paper Theatre soll bald weitergehen, der letzte Band ist schließlich schon ein Jahr her. Da sich die Anthologie nicht so gut wie erwartet verkauft hat, wird aber erst mal das Konzept überarbeitet. Was das genau heißt, sollten wir in den nächsten Monaten erfahren.

Melanie Schober


Melanie Schober hat mit Personal Paradise bei Calsen gerade ihren ersten Einzelband veröffentlicht. Hier ein Überblick über ihre bisherigen Veröffentlichungen:

Borderliner 2-0-0-1 (Manga Spot 2006)

Diese Kurzgeschichte handelt von einem Schüler, der seinen Lehrer umbringen möchte, aber vom Geist von dessen Frau davon abgehalten wird. Eine nette, wenn auch nicht besonders originelle Kurzgeschichte, die durch den Platz von 16 Seiten begrenzt wird. Die Zeichnungen zeigen schon guten Instinkt für Paneling und Emotionen, haben aber noch einige Schwächen, was Proportionen und Hintergründe angeht.

Grimmig (Es war keinmal)

Für die Märchenanthologie des Schwarzen Turm ist eine Horrorgeschichte entstanden, die Hänsel und Gretel in der Jetztzeit zeigt. Grete liegt in einer psychiatrischen Anstalt und hat Visionen von der Hexe, die auf Rache aus ist. Hans will ihr nicht glauben... Der Lesefluss der Geschichte hakt an manchen Stellen ein wenig, aber die Hexe ist richtig schön ekelhaft fies geworden.

How to create the perfect Magical Girl / Shonen Manga (Kappa Maki 1 & 2)

Zu Kappa Maki steuerte Melanie Schober einen der witzigsten Beiträge bei. Auf fünf viel zu kurzen Seiten erläutert sie, wie man am besten alle Klischees des Magical Girl Genres bedient. Mit Daniela Winkler und Stella Brandner entstand eine Fortsetzung zum Thema Shonen Manga für Kappa Maki 2.

Raccoon

In ihrem Chibi erzählt Melanie Schober eine Episode aus dem Leben des kleinen Taku, der seine Eltern verloren hat, und von zwei umherziehenden Samurai aufgezogen wird. Taku möchte, wenn er groß ist, viele schlechte Menschen umbringen. In Raccoon lernt er durch die Begegnung mit einem Bösewicht, dass am Kämpfen nichts tolles ist, und beweist, dass er ein reines Herz hat. Trotz des begrenzten Platzes wird eine witzige und runde Geschichte mit Moral und Abschluss erzählt.

Personal Paradise

In einer dystopischen Zukunft regieren Jugendbanden, die von den Reichen und Mächtigen gelenkt werden, die Städte. So weit das etwas seltsame Setting von Personal Paradise. Die darin stattfindende Freundschafts- und Liebesgeschichte hebt sich allerdings durch die passend abgestimmte Mischung aus Humor, Konflikten und sogar Fanservice vom Durchschnitt ab. Die Charaktere sind lebendig und die Zeichnungen haben sich seit den vorangegangenen Werken noch mal verbessert. Lesefluss und Hintergründe stimmen jetzt, und die Welt von Julian und Anna ist herrlich detailverliebt dargestellt.

Und dann gab es da anscheinend noch einen Minidoujinshi namens Mörderherz, der mir leider fehlt.

Ich bin gespannt, womit uns Melanie Schober als nächstes überraschen wird, denn ihre bisherigen Werke machen Lust auf mehr. Die Chancen für viele Bände mehr stehen gut, denn die 23 jährige Österreicherin möchte unbedingt das Mangazeichnen weiter als Beruf ausüben.

Interview auf Mangaka.de
Profil mit Kurzmanga auf Spiegel Online
Raccoon bei Amazon
Personal Paradise bei Amazon
Melanie Schober im Freibeutershop

Montag, 28. April 2008

78 Tage auf der Straße des Hasses

David Füleki (laut Wikipedia 37, laut Animexx 56, laut CIL ca. 22 Jahre alt) ist schon durch einige Kurzgeschichten in Erscheinung getreten, zum Beispiel Beiträge beim Manga Talente Wettbewerb und eine Geschichte in Manga Talente 2. 78 Tage auf der Straße des Hasses stellt seine erste längere Geschichte dar, von der zur Leipziger Buchmesse dieses Jahr gleich drei Heftchen mit jeweils 24 Seiten erschienen sind.

In diesem Shonen Manga begleiten wir die kranken Typen Roy und Def auf ihrer 78 Tage währenden Reise. Das heißt, in den vorliegenden drei Kapiteln begleiten wir sie erst ab Tag 27. Die Geschichte ist wirr und voller sinnloser Gewalt. Immer wieder wird aus der Popkultur zitiert. Der Humor ist schwarz bis grenzwertig. Also alles genau so, wie ein guter Shonen Manga sein sollte. Nun könnte man sich fragen, ob es sich wirklich lohnt, sich diese doch ziemlich kurzen Heftchen zuzulegen, und ja, 24 Seiten sind nicht gerade viel Inhalt. Allerdings reiht sich auf diesen Seiten ein Gag an den anderen, und diese sind jeweils so gut in Szene gesetzt, dass man aus dem Schmunzeln nicht mehr herauskommt.

David Füleki zeichnet in einem herrlichen Shonen Stil, der die verrücktesten Wesen und Gesichtsausdrücke lebendig werden lässt. Dabei bleibt es immer bei einem gewissen Mindestmaß an Realismus, was die Charaktere um so sympathischer macht. Obwohl, kann ein Typ sympathisch sein, der schon als Kleinkind die Haut seiner Kindergärtnerin zum Verstecken-Spielen missbraucht? Um das herauszufinden, müsst ihr die Geschichte wohl selber lesen...

Kaufen kann man die Hefte im Freibeutershop oder demnächt direkt bei Delfinium Prints Intoxicated.

Donnerstag, 24. April 2008

Keyla

Zuerst hat mich ja die Anime-Koloration mit Disney-Geschmack abgeschreckt. Was für ein Fehler! Jetzt habe ich mir Keyla doch endlich geholt und gelesen. Meine Güte! An diesem Manga zeigt sich, dass es sich lohnt, wenn sich ein Autor und ein Zeichner die Arbeit teilen: Die Geschichte von Nicole Klementz handelt von Keyla, die ihre Wüstenheimat verlässt und als blinder Passagier in einem Raumschiff mitfliegt. Dass das keine so gute Idee war, merkt sie, als die Aliens, deren Sprache sie nicht versteht, sie auf einem Sklavenmarkt verkaufen... Die Reise in den Weltraum kommt ziemlich plötzlich und unerwartet, nachdem Keyla erst einmal als ungehorsame Tochter eines Wüstenvolkes in Szene gesetzt wird. Doch auch unter den Außerirdischen macht sich die kleine Keyla gut und die Beziehung zu ihrem Käufer ist rührend.

Nhung Vu setzt die Geschichte lebendig und mit spürbaren Disney-Einflüssen in Szene. Die Zeichnungen wirken fast perfekt und sind oft, besonders was außerirdische Flora und Fauna angeht, mit liebevollen Details ausgestattet. Sie haben sich seit der sowieso schon schicken Geschichte "Die kleine Elfe" aus dem Manga Mixx 1 (übrigens auch schon eine Kooperation mit Nicole Klementz) noch mal ein ganzes Stück gesteigert.

Eine erfolgreiche Zusammenarbeit, bei der man erst gar nicht glauben kann, dass sie aus Deutschland kommt.

Samstag, 12. April 2008

Shounen Me-Gane

Als ich Shounen Me-Gane von Nashi auf der Connichi 2006 das erste Mal in den Händen hielt, war ich sofort beeindruckt. Allerdings zuerst wegen des Formats: Ein Manga in A5, mit 200 Seiten für 6 €uro? Dazu noch in spitzen Druckqualität in glänzendem Tiefschwarz auf strahlend weißem Papier? Da hatte sich der Nihon Verlag was geleistet! Leider war der Text im Manga komplett in hässlichen Großbuchstaben samt Rechtschreibfehlern. Die Story war allerdings gut erzählt und machte Lust auf mehr. Deshalb habe ich mich gefreut, als ich auf der Leipziger Buchmesse dieses Jahr endlich den zweiten Band gefunden habe. Shounen Me-Gane hat zum Experienze-Verlag gewechselt und zu diesem Anlass ist auch der erste Band noch einmal erschienen, jetzt im kleineren, normalen Manga-Format, dafür komplett überarbeitet mit schöner geletterten Sprechblasen und den ersten beiden Kapiteln komplett neu gezeichnet.

Shounen Me-Gane spielt in der Zukunft, im Jahr 2031. In der ersten Fassung hieß das Ostsee-Städtchen, in dem sich die Geschichte abspielt noch Retoshin, inzwischen ist es Schwerin. Das Setting ist trotzdem ziemlich seltsam und hat sichtlich Mühe, die vielen japanischen Einsprengsel zu erklären. Beim Lesen der Geschichte stört das jedoch kaum, denn die wird durch ihre starken Charaktere und die actionreiche Handlung getragen. Und trotz des etwas abwegigen Settings sind die Hintergründe im Vergleich zu vielen anderen Manga doch recht schick ausgestaltet. Protagonist ist die Schülerin Yû, die auf eine neue Schule wechselt. Dort trifft sie auf Erik, der sich seit seinem Verschwinden vor den Sommerferien gewaltig verändert hat: Ohne Brille ist er ein gut aussehender, sympathischer junger Mann, dem die Frauen zu Füßen liegen. Mit Brille ist er allerdings immernoch sein altes trotteliges Selbst. Dass dahinter ein bisschen mehr als nur Comic Relief steckt, wird klar, als plötzlich ein Besucher aus der Zukunft auftaucht. Und dieser ist Yû alles andere als wohl gesonnen...
Grafisch erinnert Shonen Me-Gane an Magical Girl Mangas aus den 90ern, und das ist auch inhaltlich nicht ganz falsch, wobei allerdings, zumindest bisher, eher die Boys magical sind. Die Story ist eine gelungene Mischung aus High School Romanze und Kämpfen, so dass Menschen beiderlei Geschlechts gleichermaßen angesprochen werden. Shonen Me-Gane ist nicht auf Hochglanz poliert, wie die meisten Germanga der Großverlage. Gerade deshalb bewahrt es einen individuellen Charme. Das einzig Störende war für mich das manchmal etwas unübersichtliche Seitenlayout. So muss man oft im unteren Teil der Seite von links nach rechts lesen, also quasi im Bogen zurück, was nicht immer auf den ersten Blick nachvollziehbar ist.

Nashi versteht ihr Handwerk und hat offensichtlich noch eine Menge zu erzählen, deshalb warte ich gespannt auf den nächsten Band! Die ersten beiden könnt ihr derweil im Mangalook Shop kaufen. Die Kurzgeschichte Checkmate, die Nashi zusammen mit SilverObsidian realisiert hat findet sich im frisch erschienenen Kappa Maki 2.

Freitag, 28. März 2008

Losing Neverland


Losing Neverland ist einer der Hauptgründe, warum ich Manga aus deutscher Produktion so gerne mag. Auf dem Comic Salon 2006 in Erlangen kaufte ich mir den ersten Band, der gerade frisch erschienen war, und wusste noch nicht so ganz, was mich da erwartete. Losing Neverland zeigte mir damas das erste Mal, dass es Manga aus Deutschland gibt, die es locker mit ihren japanischen Vorbildern aufnehmen können. Fahr Sindrams Zeichnungen sind einfach spitze, aber das allein ist ja auch bei deutschen Manga an sich keine Seltenheit. Was Losing Neverland von den meisten anderen Germanga abhebt, ist, dass es eine wirklich interessante eigene Geschichte erzählt, mit starken Charakteren, einem ausgefeilten Setting, und vor allem auch mit einer Botschaft.

Losing Neverland handelt von dem Stricherjungen Laurie, dem im London des 19. Jahrhunderts nichts anderes übrig bleibt, als anschaffen zu gehen. Wir erfahren nach und nach mehr über sein Umfeld, und wie er in diese schreckliche Lage gekommen ist. Wir lernen seine Freunde kennen, und erfahren, was das Leben für ihn noch lebenswert macht. Aber wir erleben auch, wie ihm Gewalt angetan wird, und dass er sich mit Selbsmordgedanken trägt. Fahr Sindram wechselt dabei zwischen Humor und Tragik, zwischen Freude und Schmerz mit einer erstaunlichen Leichtigkeit, und das völlig ohne Brüche im Fluss der Geschichte. Alle Charaktere, auch die "Bösen" sind gut ausgearbeitet und haben eine Geschichte, in der die Motive für ihre Handlungen begründet liegen. Wegen dieser hervorragenden Ausarbeitung wirkt die Geschichte selten konstruiert sondern liest sich eigentlich immer natürlich.

Losing Neverland richtet sich gegen Kindesmissbrauch, indem dieser ungeschönt geschildert wird. Das Format eines zuckersüß aussehenden Shojo Mangas ist dabei durchaus logisch, denn aus Japan kommen viele Manga, in denen Kindesmissbrauch romantisch verklärt und völlig unkritisch bis zur Pornographie dargestellt wird. Losing Neverland ist dazu ein brutaler Gegenentwurf und als solcher erfolgreich. Dass der Manga auf den ersten Blick mit dem kritisierten Material verwechselt werden kann, ist dabei kein Nachteil, denn deswegen wird er vielleicht von dessen Zielgruppe gelesen. Spätestens auf den zweiten Blick sollte jeder merken, dass er es hier mit einem Manga gegen Kindesmissbrauch zu tun hat.

Losing Neverland gehört zu dem Besten, was die deutsche Comicwelt derzeit zu bieten hat. Der Manga wurde vom Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung geehrt. Dass er nicht bei einem der Großverlage erscheint, liegt einzig und allein an der Weigerung der Autorin, mit diesen zusammenzuarbeiten. Bei Butter & Cream hat sie alle gestalterischen Freiheiten, wodurch die Bände zu einem Gesamtkunstwerk werden. Außerdem braucht sie sich keine Sorgen darüber zu machen, im gleichen Verlag mit den Manga zu erscheinen, gegen die sie mit ihrer Geschichte vorgeht.

Nach knapp zwei Jahren ist nun endlich der zweite Band erschienen. Bei den grandiosen Zeichnungen, die bis ins letzte Detail mit Rüschen und Rastern geschmückt sind, ist es auch kein Wunder, dass es so lange gedauert hat, und die Planung der Story nimmt sicher auch einige Zeit in Anspruch. Nach zunächst fünf, dann sieben, ist die Serie inzwischen anscheinend auf acht Bände angelegt. Es wäre schön, wenn es bis zum nächsten Band nicht ganz so lange dauert, aber das ist wohl eher unwahrscheinlich bei all den Projekten, die Fahr Sindram zur Zeit betreibt. Sie versucht sich bei ihrem Verlag Butter & Cream nämlich noch als Kinderbuchillustratorin und hat für diesen Herbst einen neuen Manga namens Cave Canem in Produktion, der in einem Band mit Memento Mori von Julia Schlax veröffentlicht werden soll.

Kauft Losing Neverland, denn dieser Manga ist es wert, gelesen zu werden! Empfehlt es auch all euren Freunden! Und wenn ihr internationale Freunde habt, so können diese inzwischen auch den ersten Band auf Englisch kaufen. Hier geht's zum Butter & Cream Shop!