Samstag, 12. April 2008

Shounen Me-Gane

Als ich Shounen Me-Gane von Nashi auf der Connichi 2006 das erste Mal in den Händen hielt, war ich sofort beeindruckt. Allerdings zuerst wegen des Formats: Ein Manga in A5, mit 200 Seiten für 6 €uro? Dazu noch in spitzen Druckqualität in glänzendem Tiefschwarz auf strahlend weißem Papier? Da hatte sich der Nihon Verlag was geleistet! Leider war der Text im Manga komplett in hässlichen Großbuchstaben samt Rechtschreibfehlern. Die Story war allerdings gut erzählt und machte Lust auf mehr. Deshalb habe ich mich gefreut, als ich auf der Leipziger Buchmesse dieses Jahr endlich den zweiten Band gefunden habe. Shounen Me-Gane hat zum Experienze-Verlag gewechselt und zu diesem Anlass ist auch der erste Band noch einmal erschienen, jetzt im kleineren, normalen Manga-Format, dafür komplett überarbeitet mit schöner geletterten Sprechblasen und den ersten beiden Kapiteln komplett neu gezeichnet.

Shounen Me-Gane spielt in der Zukunft, im Jahr 2031. In der ersten Fassung hieß das Ostsee-Städtchen, in dem sich die Geschichte abspielt noch Retoshin, inzwischen ist es Schwerin. Das Setting ist trotzdem ziemlich seltsam und hat sichtlich Mühe, die vielen japanischen Einsprengsel zu erklären. Beim Lesen der Geschichte stört das jedoch kaum, denn die wird durch ihre starken Charaktere und die actionreiche Handlung getragen. Und trotz des etwas abwegigen Settings sind die Hintergründe im Vergleich zu vielen anderen Manga doch recht schick ausgestaltet. Protagonist ist die Schülerin Yû, die auf eine neue Schule wechselt. Dort trifft sie auf Erik, der sich seit seinem Verschwinden vor den Sommerferien gewaltig verändert hat: Ohne Brille ist er ein gut aussehender, sympathischer junger Mann, dem die Frauen zu Füßen liegen. Mit Brille ist er allerdings immernoch sein altes trotteliges Selbst. Dass dahinter ein bisschen mehr als nur Comic Relief steckt, wird klar, als plötzlich ein Besucher aus der Zukunft auftaucht. Und dieser ist Yû alles andere als wohl gesonnen...
Grafisch erinnert Shonen Me-Gane an Magical Girl Mangas aus den 90ern, und das ist auch inhaltlich nicht ganz falsch, wobei allerdings, zumindest bisher, eher die Boys magical sind. Die Story ist eine gelungene Mischung aus High School Romanze und Kämpfen, so dass Menschen beiderlei Geschlechts gleichermaßen angesprochen werden. Shonen Me-Gane ist nicht auf Hochglanz poliert, wie die meisten Germanga der Großverlage. Gerade deshalb bewahrt es einen individuellen Charme. Das einzig Störende war für mich das manchmal etwas unübersichtliche Seitenlayout. So muss man oft im unteren Teil der Seite von links nach rechts lesen, also quasi im Bogen zurück, was nicht immer auf den ersten Blick nachvollziehbar ist.

Nashi versteht ihr Handwerk und hat offensichtlich noch eine Menge zu erzählen, deshalb warte ich gespannt auf den nächsten Band! Die ersten beiden könnt ihr derweil im Mangalook Shop kaufen. Die Kurzgeschichte Checkmate, die Nashi zusammen mit SilverObsidian realisiert hat findet sich im frisch erschienenen Kappa Maki 2.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo,

ich bin die Nashi, die Zeichnerin von Shounen Me-Gane und wollte mich für deine lange Kritik zu meiner Geschichte bedanken. Es hat mich sehr gefreut das du so viel zu meiner Arbeit geschrieben hast.

Ich finde es gut, das du so erhlich schreibst und nichts verschnönigst.
Das mit den vielen einschwenksel von Japanischen Gegebenheit stimmt voll und ganz. Denn ich habe vor 5 jahre etwa diese Serie nur aus Spass angefangen zu zeichnen. Und damals war ich so Japan verrückt das natürlich alles japanisch sein musste. Irgendwann dachte ich wie blöd das doch ist und habe es nach deutschland verlagert. Leider war dann schon ein Band veröffentlicht und ich konnte nicht mehr alles ändern.
Den Namen der Hauptperson und die Schuluniformen z.B. konnte ich nicht mehr ändern.

Besonders habe ich mich über die Kritik von dir gefreut und ich arbeite schon daran es zu verbessern. Z.B. das mit dem lesefluss auf einigen Seiten das man unten von links nach rechts lesen muss ist mir vorher nie aufgefallen. Wenn man so viel daran arbeitet entgehen einmal manchmal solche wichtigen kleinigkeiten und man hat keinen Blick mehr dafür.

Das Setting ist wirklich sehr komisch, ich hätte es gerne in der heutigen Zeit spielen lassen aber es hat einen wichtigen Grund warum es in der Zeit spielt und warum sich Schwerin so verändert hat.

Was mich auch sehr gefreut hat war, dass du meine Charaktere als Tiefgründig beschrieben hast. Denn bisher hat das noch niemand gesagt und ich hielt meine Charaktere immer für zu oberflächlich.

Oh ja, der aller erste Band war noch voller Rechtschreibfehler. Der Band ging 2006 eine Woche vor der Leipziger Buchmesse in den Druck und es bleib keine Zeit mehr es kontrolieren zu lassen.Aber überraschenderweise verkauften sie sich recht schnell womit ich nicht gerechnet hatte. Die Covergestaltung war damals echt schrecklich.

Ich wollte dich auch fragen, ob es in Ordnung ist wenn ich einen Link zu diesem Bericht in meinen Animexx Steckbrief stelle damit andere es auch lesen können ?

Liebe Grüße
Nashi

Ortwin hat gesagt…

Klar kannst du es in deinem Steckbrief verlinken! :)

Deine Charaktere haben einen Grad an Lebendigkeit, den andere deutsche Manga oft nicht erreichen. Klar erfüllen sie Stereotypen, aber sie wirken trotzdem irgendwie echt, man kann sich in sie hineinversetzen. Das hat auch mit den Zeichnungen zu tun, die mehr Charme haben, als der aalglatte Stil vieler anderer Veröffentlichungen.

Anonym hat gesagt…

herzlichen glückwunsch an nashi!
ich hab immer gewusst, dass du es mal weit bringen wirst... allerdings.. nicht so schnell... was mich aber auch wieder freut! und dann mit unserem schönen städtchen ... der wohl schönsten landeshauptstadt schwerin!
ich hoffe das wir uns mal wieder treffen... habe dich seit langer zeit nicht mehr gesehen!
wünsch dir aber für die zukunft noch alles gute! und denk dran... weiter zeichnen/malen...

ganz liebe grüße von der franzi aus schwerin