Montag, 28. April 2008

78 Tage auf der Straße des Hasses

David Füleki (laut Wikipedia 37, laut Animexx 56, laut CIL ca. 22 Jahre alt) ist schon durch einige Kurzgeschichten in Erscheinung getreten, zum Beispiel Beiträge beim Manga Talente Wettbewerb und eine Geschichte in Manga Talente 2. 78 Tage auf der Straße des Hasses stellt seine erste längere Geschichte dar, von der zur Leipziger Buchmesse dieses Jahr gleich drei Heftchen mit jeweils 24 Seiten erschienen sind.

In diesem Shonen Manga begleiten wir die kranken Typen Roy und Def auf ihrer 78 Tage währenden Reise. Das heißt, in den vorliegenden drei Kapiteln begleiten wir sie erst ab Tag 27. Die Geschichte ist wirr und voller sinnloser Gewalt. Immer wieder wird aus der Popkultur zitiert. Der Humor ist schwarz bis grenzwertig. Also alles genau so, wie ein guter Shonen Manga sein sollte. Nun könnte man sich fragen, ob es sich wirklich lohnt, sich diese doch ziemlich kurzen Heftchen zuzulegen, und ja, 24 Seiten sind nicht gerade viel Inhalt. Allerdings reiht sich auf diesen Seiten ein Gag an den anderen, und diese sind jeweils so gut in Szene gesetzt, dass man aus dem Schmunzeln nicht mehr herauskommt.

David Füleki zeichnet in einem herrlichen Shonen Stil, der die verrücktesten Wesen und Gesichtsausdrücke lebendig werden lässt. Dabei bleibt es immer bei einem gewissen Mindestmaß an Realismus, was die Charaktere um so sympathischer macht. Obwohl, kann ein Typ sympathisch sein, der schon als Kleinkind die Haut seiner Kindergärtnerin zum Verstecken-Spielen missbraucht? Um das herauszufinden, müsst ihr die Geschichte wohl selber lesen...

Kaufen kann man die Hefte im Freibeutershop oder demnächt direkt bei Delfinium Prints Intoxicated.

Donnerstag, 24. April 2008

Keyla

Zuerst hat mich ja die Anime-Koloration mit Disney-Geschmack abgeschreckt. Was für ein Fehler! Jetzt habe ich mir Keyla doch endlich geholt und gelesen. Meine Güte! An diesem Manga zeigt sich, dass es sich lohnt, wenn sich ein Autor und ein Zeichner die Arbeit teilen: Die Geschichte von Nicole Klementz handelt von Keyla, die ihre Wüstenheimat verlässt und als blinder Passagier in einem Raumschiff mitfliegt. Dass das keine so gute Idee war, merkt sie, als die Aliens, deren Sprache sie nicht versteht, sie auf einem Sklavenmarkt verkaufen... Die Reise in den Weltraum kommt ziemlich plötzlich und unerwartet, nachdem Keyla erst einmal als ungehorsame Tochter eines Wüstenvolkes in Szene gesetzt wird. Doch auch unter den Außerirdischen macht sich die kleine Keyla gut und die Beziehung zu ihrem Käufer ist rührend.

Nhung Vu setzt die Geschichte lebendig und mit spürbaren Disney-Einflüssen in Szene. Die Zeichnungen wirken fast perfekt und sind oft, besonders was außerirdische Flora und Fauna angeht, mit liebevollen Details ausgestattet. Sie haben sich seit der sowieso schon schicken Geschichte "Die kleine Elfe" aus dem Manga Mixx 1 (übrigens auch schon eine Kooperation mit Nicole Klementz) noch mal ein ganzes Stück gesteigert.

Eine erfolgreiche Zusammenarbeit, bei der man erst gar nicht glauben kann, dass sie aus Deutschland kommt.

Samstag, 12. April 2008

Shounen Me-Gane

Als ich Shounen Me-Gane von Nashi auf der Connichi 2006 das erste Mal in den Händen hielt, war ich sofort beeindruckt. Allerdings zuerst wegen des Formats: Ein Manga in A5, mit 200 Seiten für 6 €uro? Dazu noch in spitzen Druckqualität in glänzendem Tiefschwarz auf strahlend weißem Papier? Da hatte sich der Nihon Verlag was geleistet! Leider war der Text im Manga komplett in hässlichen Großbuchstaben samt Rechtschreibfehlern. Die Story war allerdings gut erzählt und machte Lust auf mehr. Deshalb habe ich mich gefreut, als ich auf der Leipziger Buchmesse dieses Jahr endlich den zweiten Band gefunden habe. Shounen Me-Gane hat zum Experienze-Verlag gewechselt und zu diesem Anlass ist auch der erste Band noch einmal erschienen, jetzt im kleineren, normalen Manga-Format, dafür komplett überarbeitet mit schöner geletterten Sprechblasen und den ersten beiden Kapiteln komplett neu gezeichnet.

Shounen Me-Gane spielt in der Zukunft, im Jahr 2031. In der ersten Fassung hieß das Ostsee-Städtchen, in dem sich die Geschichte abspielt noch Retoshin, inzwischen ist es Schwerin. Das Setting ist trotzdem ziemlich seltsam und hat sichtlich Mühe, die vielen japanischen Einsprengsel zu erklären. Beim Lesen der Geschichte stört das jedoch kaum, denn die wird durch ihre starken Charaktere und die actionreiche Handlung getragen. Und trotz des etwas abwegigen Settings sind die Hintergründe im Vergleich zu vielen anderen Manga doch recht schick ausgestaltet. Protagonist ist die Schülerin Yû, die auf eine neue Schule wechselt. Dort trifft sie auf Erik, der sich seit seinem Verschwinden vor den Sommerferien gewaltig verändert hat: Ohne Brille ist er ein gut aussehender, sympathischer junger Mann, dem die Frauen zu Füßen liegen. Mit Brille ist er allerdings immernoch sein altes trotteliges Selbst. Dass dahinter ein bisschen mehr als nur Comic Relief steckt, wird klar, als plötzlich ein Besucher aus der Zukunft auftaucht. Und dieser ist Yû alles andere als wohl gesonnen...
Grafisch erinnert Shonen Me-Gane an Magical Girl Mangas aus den 90ern, und das ist auch inhaltlich nicht ganz falsch, wobei allerdings, zumindest bisher, eher die Boys magical sind. Die Story ist eine gelungene Mischung aus High School Romanze und Kämpfen, so dass Menschen beiderlei Geschlechts gleichermaßen angesprochen werden. Shonen Me-Gane ist nicht auf Hochglanz poliert, wie die meisten Germanga der Großverlage. Gerade deshalb bewahrt es einen individuellen Charme. Das einzig Störende war für mich das manchmal etwas unübersichtliche Seitenlayout. So muss man oft im unteren Teil der Seite von links nach rechts lesen, also quasi im Bogen zurück, was nicht immer auf den ersten Blick nachvollziehbar ist.

Nashi versteht ihr Handwerk und hat offensichtlich noch eine Menge zu erzählen, deshalb warte ich gespannt auf den nächsten Band! Die ersten beiden könnt ihr derweil im Mangalook Shop kaufen. Die Kurzgeschichte Checkmate, die Nashi zusammen mit SilverObsidian realisiert hat findet sich im frisch erschienenen Kappa Maki 2.