Montag, 7. Mai 2007

Manga Fieber 3

Der dritte Band von Tokyopops Manga Fieber ist mit einiger Verspätung endlich erschienen. Die Wartezeit war er aber wert: Die Qualität der enthaltenen Kurzgeschichten ist mal wieder erstaunlich! Die Zeichenstile der Germangaka werden immer sicherer und individueller, und auch die Geschichten sind inzwischen öfter mal lesenswert.

Die Geschichten im einzelnen:

Hanabi- Feuerwerk von Kou Aikawa
Nachdenkliche Geschichte, die die Bedeutung des richtigen Lebens im Vergleich zu Manga und Internet herausstellt. Huch, fühlt sich da jemand angesprochen? Nach einem klein wenig unübersichtlichen Einstieg gut erzählt und professionell gezeichnet, wenn auch ein bisschen eigene Stilelemente fehlen.

Leckerbissen von Jelka & Rieke Blendermann
Sehr witzige Geschichte über die Begegnung eines Obdachlosen mit einem mangaklauenden Außerirdischen und seiner Schwester. Charaktere und Humor sind fast perfekt, einzig die Hintergründe könnten manchmal noch ein kleines bisschen weniger geometrisch sein.

Sivans Quest von Claudia Flor
Eine nette kleine Abenteuergeschichte. Beeindruckend ist aber vor allem der Fantasy Zeichenstil, der Raster zahlreich und gekonnt einsetzt und bei den Zeichnungen nicht an Details und Struktur spart.

Emily mit dem Glasherz von Irina Frisorger
Irinas fantastischer, mit verschiedenen Liniendicken spielender Stil dürfte vielen schon aus Wunjo (Paper Theatre) bekannt sein. In einem realen Setting ist er hier auf einigen Seiten noch mal deutlich beeindruckender, und die erzählte Geschichte ist auch ganz nett.

Break Away von Janine Görss
Süße Geschichte um einen Außenseiter, der lernt, sich zu wehren. Allerdings wird die Botschaft mit der Holzhammermethode vermittelt. Die Zeichnungen sind wenig originell, aber superniedlich.

Manga Heaven von Anja Kesting
Yeah, eine Shonen Story! Schon das allein macht die Geschichte sympathisch, aber sie ist auch noch gut! Der Zeichenstil ist ebenfalls angenehm entfernt von den üblichen Kulleraugen, und der Schlussgag zündet, so muss das sein.

Zeichensprache von Simone Xie
Die erste Hälfte der Geschichte war ich mir nicht mal über das Geschlecht des Hauptcharakters im klaren. Das deutet schon auf den Inhalt hin: Süße Jungs und große Gefühle... Nicht mein Thema, aber diese Geschichte beschränkt sich auf Andeutungen, und ich muss einfach anerkennen, dass sie gut geschrieben und gezeichnet ist.

Das vorgegebene Manga Fieber Thema war für keine der Autorinnen als Inspiration notwendig oder etwa beschränkend, sondern wurde von allen völlig anders und originell umgesetzt. Bemerkenswert! Nun sind die Leser an der Reihe und können mit der beiliegenden Postkarte abstimmen, welche Storys und Zeichnungen ihnen am besten gefallen haben. Ich bin auf das Ergebnis und die daraufhin bei Tokyopop folgenden Germanga gespannt!

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Sonntag, 6. Mai 2007

Ravine & Rendezvous

Seit 2004 Dystopia in der Daisuki erschien, gehört Judith Park zu den Vorzeige-Germangaka. Ihre Werke verkaufen sich gut und schaffen es auch ins europäische Ausland und sogar bis nach Korea. Aber was hat sie eigentlich vorher gemacht? Ich hatte keine Ahnung, bis mir dieses Jahr auf der Leipziger Buchmesse ein seltsames Heftchen im Regal aufgefallen ist. Eigentlich das übliche selbstkopierte Doujinshi-Heftchen, aber mit einem prominenten Namen auf dem Cover! Kurz reingeblättert, das Teil wurde 2003 vom Animexx herausgegeben, mit einer Auflage von 250 Stück. 2003? Judith Park? Wie hat das so lange im Regal vom Schwarzen Turm überlebt? Das wusste das Standpersonal auch nicht, und überließ mir das Heft schließlich für 4,50€. Ein offizieller Preis war nicht zu finden. Neben Ravine von Judith Park enthält das Heft noch Rendezvous von Joanna Zhou, beide Geschichten wurden back to back und in westlicher Leserichtung gedruckt.


Ravine
Die einzelnen Buchstaben des Titels stehen für Rescue, Anxiety, Violence, Indignity, Nature, Enemy. Und all die englischen Begriffe haben sogar ein kleines bisschen mit der Geschichte zu tun! Kompliment. Ravine ist ein Fantasy Story, allerdings mit stärkerem Fokus auf zwischenmenschlichen Beziehungen als auf der sie umgebenden Welt. Na gut, in einer Kurzgeschichte ist es auch schwierig, eine vernünftige Fantasy-Welt zu entwickeln, also ist es wohl nicht falsch, es einfach sein zu lassen. Die Geschichte ist manchmal ein bisschen plump erzählt, aber alles in allem ganz gut. Ähnliches gilt für die Zeichnungen. Man merkt, dass sich Judith Park seitdem deutlich verbessert hat, vor allem ihr Hochglanz Zeichenstil ist erst nach und nach entstanden. Ravine würde heute niemanden mehr vom Hocker hauen, aber historisch ist es auf jeden Fall interessant.

Ravine

Rendezvous
Die zweite Geschichte über eine Geisterfrau, die nicht in den Himmel aufsteigen kann, bis sich ihr letzter Wunsch erfüllt, gewinnt zwar keinen Originalitätspreis, liest sich aber flüssiger als die erste. Joanna Zhou hat eine nette Humorstory verfasst, die in sich geschlossen und ganz unterhaltsam ist. Die Zeichnungen sind, ähnlich wie bei Judith Park, ein wenig unsauber und inkonsistent, aber doch auf ordentlichem Niveau. Beide Zeichnerinnen haben außerdem einen eigenen, schon deutlich ausgeprägten Stil, der allerdings jeweils sehr unterschiedlich ist.

Rendezvous

Das Heft ist als historisches Dokument ganz interessant, besonders wenn man sich anschaut, wie die Autorinnen sich seitdem weiterentwickelt haben. Eine spätere Kurzgeschichte von Joanna Zhou gibt es übrigens im Manga Mixx #1. Auf jeden Fall ist es ein besonderes Stück in meiner Sammlung.

Freitag, 4. Mai 2007

Shortstories

Heute kam eine Büchersendung mit der Post, mit einem netten "Danke :-)" Stempel. Das kann ja nur vom Freibeutershop kommen! Richtig, da hatte ich ja neulich Shortstories bestellt. "Auflage nur 50 Stück, deshalb nicht lange zögern!" stand noch drunter. Also hab ich nicht lange gezögert, muss ja schließlich alles haben. Was habe ich bekommen? Ein süßes selbstgedrucktes Heftchen, 68 Seiten, 4 Kurzgeschichten. Das übliche also. :) Sogar signiert! Gezeichnet wurde das ganze von Jana Silny, die letzte der Geschichten wurde von Elisabeth Lorenzsonn geschrieben.

Umi no Uta
Die Geschichten im einzelnen:

Bochi
Nicht schlecht, aber irgendwie fast ganz ohne Story. Liest sich ganz flüssig, trotz ein paar Entgleisungen im Paneling, aber es passiert einfach nichts.

D*R*E*A
Ähnliche Engel und in-den-Himmel-kommen Thematik, aber das gleiche Problem: Es passiert nichts. Vielleicht hätte der ruhige Erzählstil in eine längere Geschichte eingebettet sogar seinen Reiz, aber hier auf 8 Seiten passiert einfach... nichts.

Umi no Uta
Huch, eine echte Geschichte! Die problematische Liebe einer Sirene (=Meerjungfrau) zu einem Menschen... Nicht besonders originell, aber ganz gut erzählt. Bis auf den unbefriedigenden Schluss.

Kyusai (Version 2006)
Auch hier versteckt sich eine Story. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es um einen seelenfressenden Engel. Die zeichnerische Umsetzung, besonders das Paneling, lässt allerdings zu wünschen übrig, und macht das verfolgen der Geschichte etwas schwer.

Kyusai
Die Zeichnungen sind nett, aber von schwankender Qualität. Ein individueller Stil fehlt völlig und die Hintergründe sind oft zu geometrisch aufgebaut. Manchmal überraschen aber doch Details oder Gefühle.

Vorne drauf steht "Part One", ich bin also auf Teil 2 gespannt. Vielleicht sollte die Story-Autorin nächstes mal selbst das Paneling übernehmen? Mich würde mal eine etwas längere Geschichte interessieren, mit Zeit für einen richtigen Schluss.

Mittwoch, 2. Mai 2007

Iscel

Als ich Iscel Anfang letzten Jahres das erste Mal gesehen habe, war ich ein bisschen skeptisch. Die Zeichnungen sahen auf den ersten Blick ein wenig dahingekritzelt aus. Deshalb werden wohl viele Leute den Manga auch im Laden liegen lassen. Das ist ein Fehler!

Iscel ist einer der besten Germanga. An die Zeichnungen gewöhnt man sich schnell, und sie sorgen für eine besondere Atmosphäre. Das wirklich großartige an Iscel ist aber die Geschichte. Das Waisenmädchen Lalin erlebt vor dem Hintergrund eines epischen Krieges zunächst eine persönliche Tragödie, doch wird sie schnell in eben diesen Krieg verwickelt, als sie auf den Iscel Fin trifft. Eine typische Shonen Story eigentlich, nur mit einem Mädchen als Hauptfigur. Geschichten aus dem Shonen Genre gibt es ja eher selten aus Deutschland, das allein macht Iscel also schon zu etwas besonderem. Aber viel wichtiger ist, dass diese Geschichte auch noch perfekt erzählt ist, ganz ohne die sonst üblichen holprigen Stellen, Seltsamkeiten und andere Problemchen. Ihr Paneling beherrscht Detta großartig, man wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen. Die Fantasywelt und die auftretenden Charaktere bieten eine Glaubwürdigkeit, wie sie ebenfalls selten in einem Germanga vorkommt. Ein volkommenes Leseerlebnis also, wenn man nicht die allerhöchsten Ansprüche stellt.


Bisher sind zwei Bände von Iscel erschienen, der dritte als Abschlussband für Herbst angekündigt. Aber hoffentlich werden wir noch einiges mehr aus der Welt von Iscel, oder zummindest aus der Welt von Detta Zimmermann, zu lesen bekommen. Tokyopop hat ein echtes Talent entdeckt!

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Über die Autorin

Detta Zimmermann ist 23 Jahre alt und zeichnet im Mangastil, seit sie 8 ist. Ihr erster Erfolg war ein dritter Platz im Jahr 2002 beim Wettbewerb Mangamagie der Kölner Buchhandlung Ludwig. Ihre erste Veröffentlichung war ihr Beitrag "Pencil Puri" in Manga Fieber Band 1, der von den Lesern als Beitrag mit der besten Geschichte ausgezeichnet wurde. Die Geschichte von Iscel hatte sie schon seit ca. 2000 im Kopf.