Als ich Shounen Me-Gane von
Nashi auf der Connichi 2006 das erste Mal in den Händen hielt, war ich sofort beeindruckt. Allerdings zuerst wegen des Formats: Ein Manga in A5, mit 200 Seiten für 6 €uro? Dazu noch in spitzen Druckqualität in glänzendem Tiefschwarz auf strahlend weißem Papier? Da hatte sich der
Nihon Verlag was geleistet! Leider war der Text im Manga komplett in hässlichen Großbuchstaben samt Rechtschreibfehlern. Die Story war allerdings gut erzählt und machte Lust auf mehr. Deshalb habe ich mich gefreut, als ich auf der Leipziger Buchmesse dieses Jahr endlich den zweiten Band gefunden habe. Shounen Me-Gane hat zum
Experienze-Verlag gewechselt und zu diesem Anlass ist auch der erste Band noch einmal erschienen, jetzt im kleineren, normalen Manga-Format, dafür komplett überarbeitet mit schöner geletterten Sprechblasen und den ersten beiden Kapiteln komplett neu gezeichnet.


Shounen Me-Gane spielt in der Zukunft, im Jahr 2031. In der ersten Fassung hieß das Ostsee-Städtchen, in dem sich die Geschichte abspielt noch Retoshin, inzwischen ist es Schwerin. Das Setting ist trotzdem ziemlich seltsam und hat sichtlich Mühe, die vielen japanischen Einsprengsel zu erklären. Beim Lesen der Geschichte stört das jedoch kaum, denn die wird durch ihre starken Charaktere und die actionreiche Handlung getragen. Und trotz des etwas abwegigen Settings sind die Hintergründe im Vergleich zu vielen anderen Manga doch recht schick ausgestaltet. Protagonist ist die Schülerin Yû, die auf eine neue Schule wechselt. Dort trifft sie auf Erik, der sich seit seinem Verschwinden vor den Sommerferien gewaltig verändert hat: Ohne Brille ist er ein gut aussehender, sympathischer junger Mann, dem die Frauen zu Füßen liegen. Mit Brille ist er allerdings immernoch sein altes trotteliges Selbst. Dass dahinter ein bisschen mehr als nur Comic Relief steckt, wird klar, als plötzlich ein Besucher aus der Zukunft auftaucht. Und dieser ist Yû alles andere als wohl gesonnen...


Grafisch erinnert Shonen Me-Gane an Magical Girl Mangas aus den 90ern, und das ist auch inhaltlich nicht ganz falsch, wobei allerdings, zumindest bisher, eher die Boys magical sind. Die Story ist eine gelungene Mischung aus High School Romanze und Kämpfen, so dass Menschen beiderlei Geschlechts gleichermaßen angesprochen werden. Shonen Me-Gane ist nicht auf Hochglanz poliert, wie die meisten Germanga der Großverlage. Gerade deshalb bewahrt es einen individuellen Charme. Das einzig Störende war für mich das manchmal etwas unübersichtliche Seitenlayout. So muss man oft im unteren Teil der Seite von links nach rechts lesen, also quasi im Bogen zurück, was nicht immer auf den ersten Blick nachvollziehbar ist.
Nashi versteht ihr Handwerk und hat offensichtlich noch eine Menge zu erzählen, deshalb warte ich gespannt auf den nächsten Band! Die ersten beiden könnt ihr derweil
im Mangalook Shop kaufen. Die Kurzgeschichte Checkmate, die Nashi zusammen mit
SilverObsidian realisiert hat findet sich im frisch erschienenen
Kappa Maki 2.